Nicht nochmal 75 Stimmen

Zwei Jahre hatte ich zwei Jobs. Ich war Minister und Urwahlkandidat. Das waren, sagen wir, zeitintensive Jahre. Über hundert Veranstaltungen, ungezählte Interviews, tausende von Kilometern – und am Ende lief alles auf den Unterschied von 75 Stimmen raus, mit denen ich die Urwahl nicht gewann.

Jede Stimme zählt

Der Landtagswahlkampf in Schleswig-Holstein schwingt ein in die Endphase. Nach hunderten von Veranstaltungen und Stunden auf der Straße, nach Haustürbesuchen und letztlich der Arbeit von fünf Jahren wird alles auf einen Unterschied von wenigen hundert Stimmen rauslaufen. Denn die Landtagswahl wird nicht entschieden von vielen tausenden von Stimmen, bei der es egal ist, ob man abstimmt oder nicht. Sie wird entschieden über die Frage, wer das letzte Mandat bekommt. Denn vermutlich wird es extrem eng werden und die Küstenkoalition wird ihre Mehrheit wieder nur mit einer Stimme verteidigen. Wer kriegt dieses letzte Mandat – darauf läuft s hinaus- Das letzte Mal ging dieses Mandat an die Grünen – knapp vor der CDU. Wenige Stimmen entschieden das.

Denn das letzte Mandat wird nach dem so genannten Höchstzahlverfahren vergeben – das heißt, die gesamten Stimmzahlen werden immer weiter geteilt und zugeteilt. Am Ende machen wenige tausend oder gar hundert Stimmen nachher den Unterschied. Oder es sind nur 75 sind…

Ein „Hätte ich“ ändert kein Ergebnis mehr

Und das ist ein Ansporn. Knappe Mehrheiten sind das Wese der Demokratie. Nur weil wir jetzt zweimal große Koalitionen hatten, glauben wir manchmal, dass Demokratie von satten Mehrheiten handelt. Aber die Brexit-Abstimmung, die Trump-Wahl in den Swing States, die letzte Landtagswahl in Kiel, die Urwahl der Grünen – immer sauknappe Kisten. Und wie oft waren danach Stimmen zu hören, die sagten: Ach hätte ich doch lieber … Aber ein „Hätte ich“ ändert kein Ergebnis mehr.

Grüne kämpft, Leute wählt

Also lohnt sich es sich zu kämpfen. Es lohnt jeder Marktstand, jedes Klingeln an den Haustüren und jede Abendveranstaltung bis zum letzten Moment Klar, auch ein freier Abend wäre fein. Aber wenn man 150 Menschen erreichen kann und die wieder mit jeweils 5 Leuten reden – dann sind das die vielleicht entscheidenden Unterschiede.  Und es lohnt sich zu wählen.

Also Grüne, kämpft! Und Leute, geht zur Wahl! Wählt gerne die Grünen, vor allem mit der Zweitstimme grün. Und wenn nicht, wählt eine demokratische Partei. Ihr werdet Euch schwarz ärgern, wenn ihr es nicht tut.

 

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